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    Pfleg Lofer

    Geschichtliche Reminiszenzen in einer Kurzfassung – verfasst von Lugg Hohenwarter.

    Durch einen Tauschhandel zwischen Bayernherzog “Ludwig” und dem Erzbishof “Eberhard II.” wurde 1228 das Erzstift Salzburg mit dem Pinzgau belehnt. Bis zur “Landwerdung” Salzburgs vergingen aber noch sechs Jahrzehnte. Erst seit 1292 kann vom Land- und Erzstift Salzburg gesprochen werden.

    1439 wird erstmals die “Land-Wehr” als eine der Pflichten der Salzburger Land- und Pflegegerichtsleute nach altem “Herkommen” erwähnt.

    1456 wird erstmals schriftlich jeder “zehnte” Mann für die Aufstellung zur “Landfahne” erwähnt. Der damalige Pflegerichter Lorenz Hunt konnte aus seiner 12 Zechen umfassenden, 390 km2 großen “Pfleg Lofer” ein “Fähndl” von annähernd 25 Mann in Evidenz halten. Der 9 km2 große Marktflecken Lofer war von den Verteidigungspflichten weitestgehend ausgenommen. Die Schützen waren nach Hof- oder Vulgonamen angegeben, diese von  ihren Grundherren abbhängigen Grundholden. Die Söhne und Knechte hatten die Schutz und Verteidigungsaufgaben für ihre Obrigkeit wahrzunehmen.

    1618 -1648 hat Erzbischof Paris Lodron die Befestigungen um die Pfleg Lofer zur Verteidigung der Landesgrenzen ausgebaut. Nach den Plänen seines Hofbaumeisters “Santino Solari” wurden der Steinpass, der Kniepass, der Pass Strub und der  Zwischenpass Luftenstein in Verteidigungsbereitschaft gebracht. Die Schützen aus der Pfleg lofer hatten die Grenzen gegen ungebetene Eindringlinge und die damals sehr gefürchteten Seuchenzüge zu sichern.

    1797 – 1809 Der Pflegegerichtsschreiber Jakob Strucker hatte im Dezember 1800 mit seinen aus allen Zechen der Pfleg stammenden Schützen, mit Unterstützung weiterer Pinzgauer und Tiroler Selbstverteidiger, dem französischen Ansturm am “Bodenbühel” erfolgreich abgewehrt. Am 27. Dezember 1800 wurde beim Schützenkongress in Zell am See der Loferer Pfleger “Franz Anton von Berchtold zu Sonnenburg” zum Schützenkommandanten aller Pinzgauer Schützenkompanien gewählt. Jeder Kompanie wurde das Recht auf eine Fahne und ein Spiel zugesprochen (Protokoll im Dorfarchiv Unken). Diese kriegerische Auseinandersetzung brachte auch die Säkularisierung des Erzstiftes Salzburg – es wurde zum Spielball der streitenden Mächte.

    1805 wurde der Loferer Pfleger als “Kaiserlicher Spitzbube” von Napoleons bayrischen Verbündeten festgenommen und in Festungshaft nach Traunstein verbracht, in der er nach mehrjähriger Haft Anfang 1809 verstarb.

    1809 endeten die letzten Verteidigungsbemühungen an den historischen Grenzbefetigungen der Pfleg – bei dem Friedensschluss von Schönbrunn am 14. Oktober 1809 wurde Salzburg und Tirol erst Napoleon, dann Bayern zugesprochen. Die ehemaligen “Selbstverteidiger” mussten für den neuen Landesherren in den Krieg ziehen. Unzählige flüchteten sich über die Grenzen in Habsburgische Österreich.

    1816 – nach dem Wiener Kongress kam Salzburg – nach wechselnden Landesherren – als Salzachkreis zur Krone Österreich und wurde von Linz aus verwaltet. Das Schützenwesen hatte in den Gerichtsbezirken weiterhin Bestand. Es wurde in den so genannten “Schützenladen” in Evidenz gehalten, und in jährlich verpflichtenden “Gängen” zu den Schießübungen aufgefordert.

    1848 nach der Revolution, kam es in der Pfleg Lofer zu einschneidenden Veränderungen. Durch das Reichs-Gemeindegesetz kam es in einem mehrjährigen Gärungsprozess zur Bildung politischer Gemeinden. Der Markt Lofer blieb in seinem
9 km2 umfassenden Marktflecken.

    Ab 1860 verfügten die “Unkener Schützen” über einen eigenen Schießstand, schießsportliche Wettkämpfe gehörten zur dörflichen Belustigung, aber auch zur Entwicklung von Schützenbräuchen im kirchlichen Jahreskreis ihrer Feste.
Um 1875 und 1900 scheint bei historischen Gedenkfeiern der “Unkener Landsturm” mit seinen “Holzkanonen” als eigenständige Formation in alten Aufzeichnungen auf. Das mit Tradition behaftete Schützenwesen diente leider aber auch der vormilitärischen Schießausbildung.

    1910 am 15. Jänner genehmigte Kaiser Franz-Joseph die Ermächtigung eines gesamtösterreichischen Verbandes der Bürger- und Schützenkorps. Alle bis dahin vorgelegten Statuten liegen im Kriegsarchiv in Wien auf. Genannt sind – neben vielen anderen – die Prangerschützen aus Unken als Fronleichnamsschützen, und die Schützengesellschaft  St. Martin bei Lofer. Lofer hatte seine eigen Bürgergarde.

    Nach dem 1.Weltkrieg lebte in Unken das Schützenwesen wieder auf. Unter dem offiziellen Vereinsabzeichen  mit der Umschrift “Feuerschützengesellschaft Unken” wurde auf dem Vereinseigenen Schießstand beim Gasthof Post der Schießsport, aber auch das Schützenbrauchtum bis zur Vereinsaufhebung 1938 gepflegt.

    Die 7 Zechen von St. Martin bildeten mit 180 km2 bis 1938 eine eigenständige Gemeinde. Nach dem Anschluss an das Großdeutsche Reich kam es 1938 zur Bildung der Großgemeinde Lofer.
 Nach 1945 erfolgte  wieder die Teilung. Weißbach wurde erst 1946 zur eigenständigen Gemeinde.
Die vier Gemeindewappen der Saalachtalgemeinden verweisen auf die gemeinsame Verteidigungsverpflichtung zur Zeit des Pflegegerichtsbezirkes Lofer.
Nach dem II. Weltkrieg kam es wieder zum Aufleben der Schützengilde Unken. Alte Schützenbräuche und Schießveranstaltungen bakamen wieder den Stellen wert, den sie früher inne hatten.

    1954 haben sich die Unkener Jäger der Schützengild Unken angeschlossen und nenne sich seitdem  “Schützen und Jägerverein Unken“. Mit dem Zusammengehen beider Vereine sind viele alte Bräuche dem Zeitgeist und der Wachstumseuphorie zum Opfer gefallen. Im Streben  nach guten Jagdtrophäen und den gesteigerten Höchstleistungen der Sportschützen sind die alten Schützenbräuche in den Hintergrund gerückt.

    Am 17. Jänner 2008 wurden beim Lutzbauer die historischen Kniepassschützen wieder gegründet mit dem Ziel, an die alten Schützenbräuche wieder anzuknüpfen. Mit dazu gehört die Brauchtumspflege mit der dazugehörenden Mundart sowie die Pflege der guten Beziehungen zwischen den vier, ehemals die Pfleg Lofer bildenden unteren Saalachtal-Gemeinden. Sie wurden als 107. Schützenkompanie des Landesverbandes Salzburg aufgenommen und haben bereits in dem ersten Jahr ihres Bestehens viele Freunde gewonnen und mit ihrer traditionellen und farbenprächtigen Tracht vielen Freude bereitet.